Leaving the comfort zone: Der Stoneman Dolomiti Teil 1

Leaving the comfort zone: Der Stoneman Dolomiti Teil 1

Die größten Abenteuer erlebt man gerade dann, wenn man sich traut die besagten Schritte ins Ungewisse zu wagen und seine Komfortzone verlässt. So wurde aus dem Vorhaben, den Stoneman Dolomiti in Sexten im Mai bei herrlich frühsommerlichem Temperaturen zu bestreiten, zu einem Erlebnis, von dem wir uns noch lange erzählen werden.     

“Brrrr,Brrrrr, Brrrrr”. Mein Handy vibriert. “Hey Robson! Ich hab da was Interessantes gefunden!”, meldet sich Pascal, mein langjähriger Freund und Gefährte auf allen erdenklichen Bike-Odyseen. Was das wohl zu bedeuten hatte? Gemeint war der Stoneman Dolomiti. Ein von Ex-Profi Roland Stauder organisiertes Trail-Erlebnis in den Sextner Dolomiten. Die Eckdaten: Ca 120 Kilometer Gesamtstrecke, über 4000 Höhenmeter wahlweise in ein, zwei oder drei Tagen zu fahren.

Einige Wochen später: Natürlich hatte ich zugesagt, so etwas kann man sich schließlich nicht entgehen lassen. So haben das auch andere gesehen und unsere Gruppe der Wagemutigen stieg rasch auf sechs Leute an. Schnell ist eine Ferienwohnung in Sexten gefunden. Wir beschließen den Trail in 3 Etappen zu fahren und Sexten als Basislager zu nutzen. Die Planungen sind in vollem Gange. Die Bedenken aber auch, die Tour klingt doch schon recht knackig, aber auch die Wetterlage ist ungewiss. Erste Zweifel kommen auf, ob das Pfingstwochenende für eine Tour in Alpinem Gelände zu früh im Jahr sein könnte, denn oft liegt Ende Mai in den Alpen noch Schnee. Wir sind optimistisch. “Das wird schon irgendwie” reden wir uns ein und haben Bilder der Dolomiten mit ihren markanten Felsformationen im Sonnenschein vor den Augen. Doch auch bezüglich der eigenen körperlichen Verfassung kommen erste Zweifel auf. Unvorbereitet kann man schließlich nicht in die Alpen fahren, schon gar nicht wenn man den Blick auf das Höhenprofil der Tour wagt. Also starteten wir ein ausgewogenes Training aus Rennradtouren durch den Kraichgau und Mountainbike-Fahrten in Heidelberg.

Die Zeit verstreicht und das lang ersehnte Pfingstwochenende rückt schließlich näher. Damit wird aber auch die Chance auf besseres Wetter immer schlechter. Es gab nochmal Neuschnee in den letzten Tagen, sodass über 2000 Höhenmeter nun ordentlich Schnee liegt. Die Tatsache, dass 3 der  insgesamt 5 Checkpoints auf circa 2500 Höhenmeter liegen, lässt schon erahnen auf was wir uns da eingelassen haben. Wir hadern und prüfen von Tag zu Tag immer öfter die Wetter-App. Das sieht nicht gut aus. Sollen wir es umkrempeln und weiter südlich biken gehen? Eine Rennradtour daraus machen und den Stoneman nochmal im Sommer in Angriff nehmen? Nein! Wir beschließen nach Sexten zu fahren, dem Stoneman die Stirn zu bieten und das Beste aus der Situation zu machen. Wir vom Kraichgau sind ja nicht aus Zuckerwatte! Ungewiss, was uns erwarten würde, wurde bei manchen einfach der ganze Schrank mit Radklamotten in die Taschen gepackt. Man muss ja für alles gerüstet sein.

22.Mai: Wir starten und fahren los. Bisher sieht das Wetter noch ganz gut aus, aber wir sind ja auch nicht ansatzweise in alpinem Gelände. Es geht Richtung Alpen, die Straße schlängelt sich den Berg hinauf. Am Brennerpass bekommen wir den ersten Schreck: Schnee! Mindestens einen Meter. Wir hoffen, dass es in Sexten besser ist, immerhin ist noch eine Weile zu fahren. Am frühen Nachmittag kommen wir dann endlich in Sexten an. Das Wetter spielt an unseren Anreisetag jedenfalls noch nicht mit. Es regnet, ist trüb und kalt. Unser Basislager “Residence Rudlerhof“ dagegen ist hervorragend und bietet mit großzügiger Tiefgarage, Fahrradabstellkeller, Trockenraum (noch wussten wir ihn nicht zu schätzen) und top ausgestattetem Apartment alles, was man für einen Bike-Urlaub braucht. Schnell war ausgepackt und wir machen uns auf zum Stoneman-Infopoint. Hier treffen wir Roland Stauder an, der mit uns den Ablauf der nächsten drei Tage durchspricht. Morgen soll es hoch auf den auf 2500 Meter liegenden Gipfel Markinkele gehen. “An sich sind alle Checkpoints trotz des Wetters gut erreichbar“, meint der Initiator des Stoneman-Trails. Einzig die legendäre Demutpassage, ein spektakulärer Höhenweg, sei leider nicht befahrbar. Darüber traurig doch frohen Mutes den Stoneman endlich angehen zu können, gehen wir also zurück und suchen noch eine Gelegenheit etwas leckeres zu Abend zu essen. Zufällig finden wir das hervorragende Restaurant Riga, welches gerade Steakwochen hat und die kommenden Tage zu unserem Stammlokal werden sollte.

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Der Stoneman Info-Point kommt äußerst stylisch daher

Tomahawk Steak Rieger

Ein Stoff aus dem Träume gemacht sind: Das Tomahawk-Steak verfolgt so manch einen bis heute in den Schlaf 

23.Mai: Der Wecker klingelt. Der erste Etappentag beginnt. Es wird kräftig gefrühstückt und wir machen uns langsam bereit. Schichtenprinzip heißt heute die Devise. Auf Forstwegen und kleinen Straßen rollen wir an, in Richtung Innichen geht es weiter nach Toblach. Hier geht es dann dem Berg entgegen. Unentwegt pedalieren wir Serpentine um Serpentine bis zur Silvester Alm. Dort befinden wir uns bereits auf 1800 Höhenmeter. Es wird schon kälter und der Himmel zieht sich langsam zu. Eine kurze Rast, ein Riegel, dann geht es auch gleich weiter auf die Militärstraße, die aus groben Geröll und Wurzeln besteht und uns direkt zum Markinkele führt. Schließlich wollen wir ja nicht auskühlen. Kurz darauf fängt es an zu nieseln. “So lange es nicht schlimmer wird, geht’s ja noch” tönt es von vorne. Doch bald verwandeln sich die kleinen Regentropfen in leichten Schneefall. Und je weiter wir nach oben kommen, desto mehr bleibt liegen. Zum ersten Mal kommt die Frage auf, ob wir weiterfahren oder umdrehen sollten. Einstimmig heißt es: „Weiter fahren, wir wollen diesen Stempel!” Wir schlängeln uns weiter den Berg hinauf. Vom genialen Dolomitenpanorama ist nichts zu sehen, die Wolken hängen tief und stärkerer Schneefall setzt ein. Es dauert nicht lange und wir fahren mit unseren Sommerschuhen durch bereits circa 10 Zentimeter Schnee.

Road to Markinkele Stoneman DolomitiJeder zusätzliche Meter ist eine Schinderei…

Markinkele White_Out Stoneman

….bis schließlich die letzten Höhemeter zum Gipfel geschoben werden müssen

Wir halten an einer Kurve und erneut stellt sich die Frage, ob wir bei diesem Schneetreiben doch lieber umkehren sollten. Es scheint ja nicht besser zu werden. Doch der Ehrgeiz den Stoneman zu schaffen schlägt alle Wetterwidrigkeiten im wahrsten Sinne des Wortes in den Wind. Serpentine um Serpentine reden wir uns ein,  dass es bis zum Gipfel so weit gar nicht mehr sein kann. Es wird zunehmend kälter und aus dem mäßigen Schneefall wird so langsam ein kleiner Schneesturm. Die Füße sind schon längst durchnässt und durchgefroren. In Bewegung bleiben ist jetzt wichtig um den Körper warm zu halten. Wir fluchen bei jeder weiteren Serpentine, denn der Gipfel will sich einfach nicht zeigen. Der Weg führt uns zur Nordseite des Markinkele. Hier herrschen bereits starke Schneeverwehungen und es liegt mächtig Tiefschnee. Ein Fehltritt und man sinkt bis zur Hüfte im Schnee ein. Fahrradfahren ist schon längst undenkbar. Wer sein Bike liebt, der trägt. Nach einer kleinen Kurve sehen wir ihn dann endlich: Den Gipfel. Das Markinkele! Die rostige Stahltafel, die als Stempelstation dient, steht einsam im Schneesturm und wir haben keine 30 Meter Sicht. Hier am Gipfel kommen wir wirklich an unsere Grenzen. Im Schneesturm wird schnell abgestempelt, die verbleibende warme Kleidung aus dem Rucksack angezogen und schnellstmöglich der Rückweg angetreten. Eigentlich hatten wir uns auf die kommenden Singletrails gefreut, aber allein die Idee daran ist in diesem Moment völlig absurd.

Stoneman Markinkele

Nach einem gequältem Lächeln für das Fotoalbum geht es schnell zurück ins Tal

Die ersten 100 Höhenmeter bergab müssen natürlich wieder getragen werden, danach können wir es jedoch endlich rollen lassen. Schnell geht es dem Tal entgegen und wir spüren mit jedem Meter wie es wärmer wird. Ausgefroren und durchnässt rollen wir beim Stoneman-Startpunkt in Sexten ein. Erneut treffen wir dort Roland Stauder an. Als er unsere gestempelten Armbänder sieht, frägt er uns ungläubig, ob  wir wirklich auf dem Markinkele waren. “Ich wollte euch eigentlich noch heute Morgen wegen dem Neuschnee davon abhalten zu starten, da wart ihr aber schon weg. Bei diesem Wetter war noch nie jemand dort oben!“

Zurück in unserem Apartment belagerten wir gleich den gesamten Trockenraum unserer Ferienwohnung, um unsere Sachen bis zum nächsten Tag zu trocknen. Die Wetterprognosen für die kommenden Tage wurden nicht besser.

Hier geht es zum zweiten Teil ! 

Autor: Robin Wiedmann

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4 Gedanken zu „Leaving the comfort zone: Der Stoneman Dolomiti Teil 1

  1. Coole Typen, mehr gibt es da nicht zu sagen. Allerdings habe ich mit euch gelitten!
    Beste Grüße.

    1. Danke Roland !!
      Den Stoneman werden wir bei besseren Bedingungen nochmals in Angriff nehmen 😉

  2. Packend erzählt. Da werden wieder Erinnerungen an unsere 2 tägige Stoneman Trail Tour 2014 wach: Große Strapazen, herrliche Landschaft und und und …

    Wir werden irgendwann auch nochmal fahren!

    Martin, Weinviertel/Ö

    1. Danke Martin!

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